Kennst du das? Da brodelt etwas in dir, ein Unbehagen, eine Unzufriedenheit, vielleicht sogar Ärger – aber anstatt es anzusprechen, schluckst du es runter. „Ich will ja keinen Streit“, sagst du dir. Doch innerlich zerreißt es dich förmlich. Dieser innere Konflikt zwischen dem Bedürfnis nach Harmonie und dem Wunsch nach Klarstellung ist quälend und weit verbreitet.
Warum vermeiden so viele Menschen Konflikte?
Konfliktvermeidung ist eine Strategie, die wir uns im Laufe unseres Lebens angeeignet haben. Oft wollten wir einfach in Ruhe gelassen werden. Oder wir dachten, dass Schweigen die Harmonie zurückbringt. Manchmal wurden wir auch so lange zugeredet, bis uns die Argumente ausgingen und wir kapitulierten.
Doch das ist kein respektvoller Umgang – weder mit uns noch mit anderen. Ohne Verständnis, Ehrlichkeit und Offenheit kann keine echte Beziehung entstehen. Das Schwierige dabei: Wir können andere nicht ändern. Wir können uns wünschen, dass sie uns zuhören und verstehen, aber das klappt in den seltensten Fällen. Denn auch sie haben ihre erlernten Strategien.
Was passiert, wenn man Probleme runterschluckt?
Bei Menschen, die ihre Meinungen, Sichtweisen und Gefühle verbergen, können sich körperliche Beschwerden manifestieren. Aus somatischer Sicht können gestaute Gefühle zur Herzenge führen. Das Atmen wird schwer, die Haltung verkrümmt sich, und schließlich kommen Rückenbeschwerden dazu. Der Körper spricht eine deutliche Sprache – auch wenn die Stimme stumm bleibt.
Diese körperlichen Symptome sind Warnsignale. Sie zeigen, dass man nicht mehr im Einklang mit sich selbst ist.
Die Ängste, die zurückhalten
Was die meisten Menschen am stärksten zurückhält, ist die Angst vor Verlust. Verlust eines Partners, Verlust von Prestige, Verlust der eigenen Identität. Diese Ängste sitzen tief und lassen verstummen, auch wenn man eigentlich etwas zu sagen hätte.
Der Weg zu mutigerer Kommunikation
Wenn jemand lernen möchte, mutiger zu kommunizieren, beginnen wir zunächst damit, die Gründe der Zurückhaltung zu verstehen und aufzulösen. Dann gebe ich Techniken einer gewaltfreien und gesunden Kommunikation weiter – die Ansätze von Marshall Rosenberg oder Vera F. Birkenbihl sind hier sehr hilfreich.
Diese Techniken üben wir zunächst im Rollenspiel, bevor sie in kleinen, „harmlosen“ Situationen im Alltag getestet werden. Nach jeder Erfahrung reflektieren wir: Was lief gut? Was kann verbessert werden? Dann passen wir an, üben weiter und setzen das Gelernte erneut um.
Das ist ein Marathon, kein Sprint. Mit der Zeit werden die Menschen sicherer, und die neuen Kommunikationsgewohnheiten festigen sich.
Die Kraft der Stille und Selbstklärung
Um zu sich selbst zu finden und zu erkennen, was man wirklich möchte und was nicht, muss man erst einmal zur Ruhe kommen. Stille ist heute für viele Menschen schwer zu ertragen. Unsere Welt ist voller Ablenkungen, so dass die innere Stimme verstummt.
In der Stille wird sie wieder hörbar – und das kann wirklich wehtun. Doch danach offenbart sich oft eine neue Einstellung, neue Sicht- und Verhaltensweisen. Viele sagen dann: „Ich bin ein anderer Mensch geworden.“
Diese Veränderung hat Auswirkungen auf das Umfeld. Wenn jemand, der immer JA gesagt hat zu allem, anfängt ein NEIN zu äußern, verstehen das andere nicht. Man beginnt, sich von denen zu entfernen, die die Hilfe ausnutzen, und sieht diejenigen mehr, die einem wohlgesonnen sind.
Praktische Schritte für den Alltag
Um sich Konflikten langsam zu nähern, beginnen wir mit dem Verstehen: Wie funktioniert Kommunikation eigentlich? Die Erkenntnisse von Friedemann Schulz von Thun, Paul Watzlawick oder Vera F. Birkenbihl helfen dabei.
Danach analysieren wir die eigene Kommunikation und wenden die erlernten Techniken zunächst im Rollenspiel an. Dann geht es ins wahre Leben, um zu testen, wie die Methoden umsetzbar sind. Wir werten aus, justieren nach und setzen weiter um.
Am Anfang ist es noch holprig, weil ungewohnt. Von Mal zu Mal etabliert sich die neue Kommunikationsweise und es wird leichter.
Das befreiende Gefühl danach
Wie fühlt es sich an, wenn ein lange vermiedener Konflikt endlich gelöst ist? Befreiend. Erleichtert. Man fühlt sich vom Umfeld gesehen und ernst genommen und ist bereit, wieder Kompromisse einzugehen, weil man nicht mehr das Gefühl hat, in allem übervorteilt zu werden.
Die klare Kommunikation bewirkt außerdem, dass andere Menschen nun auch Sicherheit haben. Man sagt es ja jetzt freundlich, klar und deutlich.
Mein Fazit
Der Weg von der Konfliktvermeidung zu einer klaren, respektvollen Kommunikation ist nicht einfach, aber er lohnt sich. Anstatt innerlich zu zerreißen, können wir lernen, unsere Bedürfnisse und Grenzen zu kommunizieren – ohne Streit, aber mit Klarheit.
Das ist keine Schwäche, sondern eine Stärke. Eine Stärke, die sowohl uns als auch unseren Beziehungen zugutekommt.
Gemeinsam den ersten Schritt wagen
Falls du dich in diesem Beitrag wiederkennst und merkst, dass auch in dir ein Konflikt brodelt, den du bisher nicht anzusprechen wagst – ich begleite dich gerne auf diesem Weg. Manchmal braucht es einfach jemanden an der Seite, der versteht und unterstützt.
Zusammen schauen wir, was dir jetzt guttut und was du sofort brauchst. Wir entwickeln einen Plan für die langfristige praktische Umsetzung, damit du dich bald über deine ersten Erfolge freuen kannst. Dabei finden wir heraus, welche Werkzeuge und Methoden am besten zu dir passen – denn viele Wege führen nach Rom.
Jeder Mensch ist einzigartig, und so ist auch der Weg zu einer authentischen, klaren Kommunikation für jeden anders. Lass uns gemeinsam deinen persönlichen Weg entdecken.